5 Filme in 3 Minuten: Dokus

Diesmal geht es in “5 Filme in 3 Minuten” über Dokumentarfilme, da mir in letzter Zeit der ein oder andere ins Auge gesprungen ist und mein Interesse geweckt wurde. Da ich alle mindestens interessant finde, möchte ich sie gerne mit euch teilen.

Copyright Netflix

There’s Something in the Water

Titel: There’s Something in the Water Originaltitel: There’s Something in the Water Originalsprache: Englisch Gesehen auf: Englisch Regie: Elliot Page, Ian Daniel SchauspielerInnen: Keine Verleih: Netflix Erschienen: März 2020 Genre: Dokumentarfilm Länge: 73 Minuten

Es ist so schwer vorzustellen, dass es Orte in der entwickelten Welt gibt, Dörfer, Kleinstädte, die keinen Zugang zu sauberem Wasser haben. Genau darauf legen Elliot Page und Ian Daniel das Hauptaugenmerk. Besonders Page, der dem Film seine Stimme im Voice-Over verleiht, ist mit den Interview Partnerinnen im Gespräch zu sehen. Ihm ist anzumerken, wie wichtig ihm der Zugang zu sauberem Wasser und die dadurch entstandene Diskriminierung von Minoritäten ist. Daniel agiert die meiste Zeit im Hintergrund und konzentriert sich auf die Arbeit mit der Kamera. Bei den Themen Rassismus und Diskriminierung habe ich nicht an den Zugang zu Trinkwasser gedacht. Ich wusste, dass die Chancen, die sich einem im Leben bieten auch vom Wohnort abhängig sein können. Aber ich habe den Gedankensprung zu Wasser (und wahrscheinlich auch Elektrizität) nicht gemacht. Warum Page und Daniel die Region um Halifax in Nova Scotia, Kanada ins Auge gefasst haben, liegt zum einen daran, dass Page dort aufgewachsen ist und zum anderen, weil sie zeigen wollten, dass hinter dem vermeintlichen Bilderbuch-Kanada-Idyll ein handfester Skandal und viel Ungerechtigkeit steckt. Indigene Bevölkerungsgruppen kämpfen gegen große Firmen und Kooperationen gegen die Verschmutzung ihrer für sie heiligen Gewässer und für den Zugang zu sauberem Trinkwasser. Ist diese Dokumentation teils einseitig? Ja. Aber sie muss nicht alle Seiten beleuchten, damit zu sehen ist, dass dort etwas furchtbar ungerechtes geschieht.

Rating: 4 out of 5.

Copyright Sea Shepherd

Seaspiracy

Titel: Seaspiracy Originaltitel: Seaspiracy Originalsprache: Englisch Gesehen auf: Englisch Regie: Ali Tabrizi SchauspielerInnen: Keine Verleih: Netflix Erschienen: März 2021 Genre: Dokumentarfilm Länge: 89 Minuten

Der Film hat mich sehr schnell sehr neugierig gemacht. Doch noch bevor ich ihn mir anschauen konnte, habe ich einen Artikel von Meeresbiologe Daniel Pauly gelesen (What Netflix’ Seaspiracy gets wrong), der große Probleme mit dem Dokumentarfilm anspricht. Während ich den Film geschaut habe, sind mir daher ein paar Dinge aufgefallen, die Pauly in seinem Artikel anspricht. Vor allen Dingen, dass die Asiaten alle als schlecht und böse porträtiert werden. Außerdem fand ich es auch seltsam, dass Regisseur Tabrizi die Auswirkungen von Plastik im Meer herunterspielt und den Klimawandel und die Ozeanerwärmung überhaupt nicht anspricht. Nun habe ich die Doku ja nicht unvoreingenommen geschaut, aber während des Guckens ist mir schon klar geworden, dass sie tatsächlich recht einseitig ist und auch auf Sensationslust setzt. Deswegen habe ich mir auf YouTube ein paar weitere Videos von Meeresbiolog:innen zu Seaspiracy angeschaut, unter anderem Telly’s Marine Tales, Marine Research Expeditions – Project Manaia und Marine’s Sciene Café. Inwieweit diese unabhängig, glaubhaft und unvoreingenommen sind, sei dahin gestellt, aber es hat mir andere Perspektiven zum Thema aufgezeigt. Ich finde, dass Seaspiracy eine sehr gut gemachte Doku ist, die ein sehr wichtiges Thema anspricht. Ich finde aber auch, dass die Rettung der Meere nicht allein von dem Verzicht auf Fisch abhängt.

Rating: 3.5 out of 5.

© BROADVIEW TV GmbH

Schwarze Adler

Titel: Schwarze Adler Originaltitel: Schwarze Adler Originalsprache: Deutsch Gesehen auf: Deutsch Regie: Torsten Körner SchauspielerInnen: Keine Verleih: Broadview TV GmbH Erschienen: April 2021 Genre: Dokumentarfilm Länge: 106 Minuten

Dass Rassismus im Fußball eine Rolle spielt, ist nicht von der Hand zu weisen. Auch ist es nicht von der Hand zu weisen, dass diese Rolle sehr lange nicht ernst genommen wurde, sei es von Verantwortlichen oder Fans. Wie gerne wollen die meisten, dass die Hautfarbe generell, aber besonders auf dem Fußballplatz keine Rolle spielt. Aber die Realität sieht anders aus. Die Doku von Torsten Körner lässt Bilder und Worte sprechen. Und das macht sie gut. Die leisen Bilder und das Schweigen der Betroffenen an den richtigen Stellen sagen viel mehr aus, als die gestammelten Erklärungsversuche. Warum müssen Opfer für die Täter:innen nach Entschuldigungen oder Rechtfertigungen suchen? Ich hatte an mehreren Stellen Tränen in den Augen. Einmal Tränen der Trauer, aber viel öfter heiße Tränen der Wut. Wie kann ein Reporter eine “weiße” Mutter fragen, warum sie ihr “schwarzes” Kind nicht zur Adoption frei gibt? Das beudeutet doch, dass sie viel lukrativer auf dem Heiratsmarkt sei. Boah, war ich sauer. Oder wenn zu sehen ist, dass die Fans des FC Schalke lautstark hinter Gerald Asamoah stehen. Wenige Jahr später aber greifen die Schalke Fans den Herthaner Jordan Torunarigha an. Es wird mit zweierlei Maß gemessen. Nun frage ich mich, welche Konsequenzen die Fußballverantwortlichen, die Vereine, der Bund und auch die Fans aus dieser Doku ziehen. Gibt es eine Reaktion? Änderungen? Oder war es nur ein Aufschrei der in der Weite verhallt?

Rating: 4 out of 5.

Copyright Dan Budnick

I am not your Negro

Titel: I am not your Negro Originaltitel: I am not your Negro Originalsprache: Englisch Gesehen auf: Englisch Regie: Raoul Peck Stimme: Samuel L. Jackson Verleih: Netflix Erschienen: März 2017 Genre: Dokumentarfilm Länge: 93 Minuten

Wenn ich ganz ehrlich bin, sind mir Passagen dieser Doku über den Kopf gewachsen. Bei nicht allem, was James Baldwin sagt, konnte ich sofort zustimmen. Stellenweise, weil er – ob Baldwin oder der Film sei dahingestellt – mir nicht genug Zeit gelassen hat, seine Worte zu reflektieren. Ich werde mir den Film auf jeden Fall noch einmal anschauen. Dann noch aufmerksamer und gegebenfalls zurückspulen und noch einmal genau anhören, was er gesagt hat. (Im Augenblick ist er leider nicht mehr umsonst auf den mir zur Verfügung stehenden Plattformen abrufbar.) Die Stimme von Samuel L. Jackson spricht nüchtern und sehr sachlich über die historischen Ereignisse. Er ist fast schon emotionslos. Dabei sprechen die gezeigten Bilder Bände. Es wird keine Dramatik mit überschwänglicher Musik aufgebaut. Die meiste Zeit verwendet Regisseur Raoul Peck den Originalton, entweder der Interviews mit Baldwin oder der historischen Geschehnisse. Die Doku beruht auf den ersten 30 Seiten von Baldwins letztem Roman, den er nie zu Ende geschrieben hat. Damit befasst er sich mit dem Leben und den Ermordungen von Medgar Evers, Malcolm X und Martin Luther King, Jr., alles gute Freunden Baldwins. Er stellt nicht nur die Frage des Rassismus gegen Schwarze in den Raum, sondern sucht nach Antworten, nach Heilmitteln für diese furchtbare, hartnäckige Krankheit. Ein nicht einfacher und dennoch so wichtiger Dokumentarfilm auf dem Weg zur Gerechtigkeit.

Rating: 4 out of 5.

Copyright Netflix

Das Dilemma mit den sozialen Medien

Titel: Das Dilemma mit den sozialen Medien Originaltitel: The Social Dilemma Originalsprache: Englisch Gesehen auf: Englisch Regie: Jeff Orlowski Schauspieler:innen: Skylar Gisondo, Kara Hayward, Vincent Kartheiser, u.a. Sprecher:innen: Tristan Harris, Jeff Seibert, Bailey Richardson, Tim Kendall, u.a. Verleih: Netflix Erschienen: September 2020 Genre: Dokumentarfilm Länge: 89 Minuten

Irgendwie bin ich ein wenig enttäuscht. Ich hatte mir mehr erwartet. In den 90 Minuten habe ich nichts erfahren, was ich nicht vorher schon wusste. Am interessantesten fand ich die letzten zwei Minuten. Zusammen mit den Vorhersagen, was passieren wird, wenn die Verantwortlichen für die diversen sozialen Medien, diese Medien nicht wieder sozialer Gestalten und sich weg vom reinen Profitgedanken bewegen. Es geht um Statistiken, wie die sozialen Medien unsere mentale Gesundheit und unser Sozialverhalten, aber auch unser Miteinander negativ beeinflussen. Es geht auch darum, wie künstliche Intelligenz unser Verhalten manipuliert und wie es Algorythmen schaffen, uns auf den diversen sozialen Plattformen zu halten. Das alles stellt Regisseur Jeff Orlowski nachvollziehbar an einer Beispielfamilie dar. Sie zeigt quasi das Verhalten, was die Experten und Expertinnen anprangern, voraussagen, als erstrebenswert für die Tech-Firmen halten. Was ich nicht verstanden habe, ist, warum so ein recht einfach zu verstehendes Thema, so kompliziert erzählt wurde. Aber die Doku zeigt, dass wir, die User, das Produkt sind und nichts umsonst ist, auch wenn es nichts kostet. Sie hat mich nicht dazu bewegt, mein Nutzerinnenverhalten zu ändern. Die Gedanken, die ich jetzt habe, habe ich mir auch schon vorher gemacht. Wie sehr beeinflussen die sozialen Medien mein Bild von mir selber und wie sehr bin ich von den “Likes” anderer Menschen abhängig? Fragen, die nur ich mir beantworten kann und keine Doku.

Rating: 3 out of 5.

Das waren wieder 5 Filme, diesmal Dokumentarfilme, die ich mir in den letzten Monaten angeschaut habe. wie ist das bei euch? Habt ihr einen oder mehrere der Filme gesehen? Gibt es noch andere Dokus, die ihr mir empfehlen könnt? Was ich auf jeden Fall gelernt habe, ist, dass ich wachsam schaue und nicht alles sofort glaube, was mir gezeigt wird. Wie unabhängig und neutral ist die Person, die hinter dem Film steckt?

Vielen Dank fürs Lesen. Bleibt gesund und bis zum nächsten Mal.

Kino: Ex Libris: Die Public Library von New York

Heute ist Tag der Bibliotheken. Und wie könnte man diesen Tag besser feiern, als sich einen Dokumentarfilm über eine der größten Bibliotheken der Welt anzusehen? “Ex Libris” feiert in einem über dreistündigen Meisterwerk die New York Public Library.

Ex Libris PosterDer im letzten Jahr verstorbene Regisseur Frederick Wiseman hat mit “Ex Libris: Die Public Library von New York” ein allumfassendes Epos geschaffen. Im Film spannt er einen Bogen über alle Abteilungen der Bücherei. Sie zeigt die Hauptabteilung in Manhattan, genauso wie die Zweigstellen in der Bronx und Brooklyn, das Schaumburg Center, usw. Dabei beginnt die Dokumentation mit einer Episode, die eine Autorenlesung zeigt und endet mit einer anderen. Doch auch die Musik spielt eine große Rolle. Wie ein Wiedererkennungswert läutet das Stück den Anfang und das Ende ein.
Wie gesagt, “Ex Libris” ist ein Episodenfilm. Die ZuschauerInnen lernen in verschiedenen Ausschnitten die unterschiedlichen Tätigkeiten in den vielen Zweigen der NYPL kennen. Da kommen Mütter mit ihren kleinen Kindern zur Krabbelgruppe, in der alle zusammen singen und Musik machen. Hier unterrichtet eine blinde Frau eine andere Blinde darin, wie sie Brailleschrift lesen und schreiben kann. In wieder einer anderen Episode bespricht der Buchklub “Liebe in Zeiten der Cholera” von Gabriel Garcia Márques. Aber es geht nicht nur um Bücher. Auf einer Bühne führt eine Gruppe ein Theaterstück auf oder das Publikum lauscht einem Poetry Slam oder hört sich ein Musikstück an.
Aber nicht nur das, was vor den Kulissen geschieht, dokumentiert Wiseman. Die ZuschauerInnen nimmt an Budgetmeetings teil oder hört einer Diskussion zu, wie die MitarbeiterInnen mit Obdachlosen in der Bücherei umgehen sollen oder dem immerwährenden Streit zwischen gedrucktem Buch und digitaler Ausgabe. Auch an einem Gala-Dinner lässt Wiseman sein Publikum teilhaben. Er vermittelt das Gefühl, immer mittendrin zu sein.

Wiseman zeigt in “Ex Libris” wie wichtig Bibliotheken im Leben von Menschen und Gemeinden sind. Sie dienen nicht nur dem Erhalt von Büchern und Wissen, sondern auch dem Miteinander der Leute. Sie sind in aller erster Linie ein Ort der Zusammenkunft.
Ich empfehle, diesen Film nicht an einem Stück zu schauen. Irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem es zu Reizüberflutung und Informationsüberschuss kommt. Aber die Episoden laden dazu ein, immer wieder ein Stück zu schauen. So hat man definitiv länger von diesem fulminanten Werk.

Titelbild: Copyright Météore Films

Ab 24. Oktober im Kino.

Filmreise-Challenge #53: Die Bucht

Ich bin auf Bildungreise. Für #53 habe ich die Aufgabe mir eine Dokumentation anzuschauen. Ich habe mich für “Die Bucht” (OT: “The Cove”) von Louie Psihoyos entschieden.

Die Bucht Poster

Poster: drei freunde

Von dieser Dokumentation habe ich schon öfter gehört. Irgendwann, als ich mal wieder ziemlich nah an der Prokrastinationsgrenze war, habe ich mich auf YouTube von einem Video über zehn Dokumentarfilme, die schwer anzuschauen sind, berieseln lassen. Als “Die Bucht” dort auftauchte, habe ich nachgeschaut, ob er auf Prime verfügbar war und ihn auf meine “Watchlist” gesetzt. Dann hat es noch einmal ein wenig gedauert, bis ich mir die Doku tatsächlich angeschaut habe. Bin ich froh, dass ich ihn gesehen habe? Ja. War es hart? Stellenweise schon. Vor allen Dingen, weil ich vor mehreren Jahren schon die Dokumentation Blackfish gesehen habe und die beiden Hand in Hand gehen.

In der japanischen Küstenstadt Taiji beherrscht ein grausames Ritual die Abende. Fischer treiben Delfine in die Bucht. Dort suchen sich Besitzer von Delfinarien und Delfin-Trainer und Trainerinnen Tiere aus, die sie für ihre Parks und Shows geeignet finden. Dabei werden Jungtiere von ihren Familien getrennt. Alle Tiere, welche die Käufer und Käuferinnen nicht aussuchen, schlachten die Fischer brutal ab. Die Delfine können sich nicht mehr aus der Bucht befreien und werden systematisch erstochen. Allabendlich färbt sich die Bucht blutrot. Ric O’Barry, der früher den berühmten Delfin – oder besser gesagt: die berühmten Delfine – Flipper trainierte, ist, wie er selber sagt, aufgewacht und kämpft schon seit langem gegen dieses grausame, sinnlose morden. Um größere Aufmerksamkeit zu erreichen, hat er sich den Dokumentarfilmer Louie Psihoyos mit ins Boot geholt (Pun intended). Die Bucht zeigt, welche Schwierigkeiten die Crew und Filmer haben, diesen Film zu drehen. Diese Fischer haben etwas zu verbergen und auch die Maschinerie dahinter. Das ist von Anfang an klar. In welchem Ausmaß aber, wird erst am Ende deutlich.

Die Dokumentation ist spannend gedreht. Die beteiligten japanischen Fischer und Behörden sind nicht sympathisch. Sollen sie ja auch nicht sein. Das würde die Botschaft des Films zerstören. Andererseits denke ich, dass es noch verstörender wäre, wenn das sehr nette und zuvorkommende Menschen wären, die da mit größter Selbstverständlichkeit, die Delfine töten. So scheint den Beteiligten durchaus bewusst zu sein, dass das, was sie tun, nicht akzeptabel ist. Sonst wären die Sicherheitsvorkehrungen um die Bucht herum nicht so hoch. Auch wenn ich das Gefühl habe, dass sich der Film auf seine eigene Weise darum bemüht, die andere Seite zu Wort kommen zu lassen, ist durch das Gezeigte deutlich, dass es in diesem Streit keinen Kompromiss geben wird.

Island, Norwegen und Japan sind die einzigen Länder, die immer noch Wale und Delfine jagen. Fangquoten gibt es – ja. Aber es gibt immer Wege diese zu umgehen. Ob legal oder illegal sei dahin gestellt. “Die Bucht” rüttelt auf. Er hat mich weiter zum Nachdenken angeregt. Ich bin immer wieder erstaunt, wieviel Macht Geld hat und wie gierig Menschen sind. Nur weil wir, die Menschen, etwas tun können, heißt das noch lange nicht, dass wir es tun müssen. Ich kann sowohl “Blackfish” als auch “Die Bucht” empfehlen. Trotz der unbequemen, hart anzuschauenden Bilder und Geschichte, sollte aber der gesunde Menschenverstand nicht ausgeschaltet werden. Diese Dokumentationen sind schließlich dazu da, um zu polarisieren und zu schocken.

Bild Copyright: EuropaCorp Distribution

Watermark

Trailer

Der Kanadier Edward Burtynsky hat mit Watermark eine beeindruckende Dokumentation über den Einfluss von Wasser auf unser Leben und unsere Umwelt geschaffen. Der Untertitel “Wie wir das Wasser verändern und wie das Wasser uns verändert” bringt es auf den Punkt.

Der Fotograf und Künstler Edward Burtynsky hat seinen Film an zehn verschiedenen Schauplätzen gedreht, hinter denen sich die unterschiedlichsten Geschichten verbergen. Da ist zum einen ein großes Staudammprojekt in China oder ein ausgetrocknetes Flussbett in Mexiko. Zum anderen reist der Zuschauer nach Indien an den Ganges, um den Hindus zuzuschauen wie sie sich von ihren Sünden reinwaschen. Diese und andere spektakuläre Bilder werden begleitet von kurzen Interviews, die die Situation der Menschen beschreiben oder unterstreichen. So sitzt ein junger Mann auf dem obersten Plateau einer Reisanbauterasse und erzählt, dass er hier sitzt und darauf aufpasst, dass seine Nachbarn den Wasserzufluss seiner Familie nicht behindern. Zwischendurch finden sich aber auch Einspieler, die zeigen, wie die Bilder, die diesem Film entnommen sind, für einen Ausstellungskatalog bearbeitet und zusammengefügt werden. Alle Elemente zusammen, schaffen ein bemerkenswerten Kunstwerk, dass die Kraft und Wichtigkeit von Wasser in unserem Leben unterstreicht. Ein See, der austrocknet, weil der Mensch das Wasser abgepumpt hat und nun giftiger Sand in alle Winde verstreut wird oder die Aufnahmen aus einer Gerberei, in der Wasser zur Bearbeitung der Lederhäute gebraucht wird und so allerhand schädliche Stoffe in den Fluss gelangen, alle diese Aufnahmen wirken ohne einen erhobenen Zeigefinger. Die Bilder und Worte sprechen für sich.

Am Ende bleibe ich als Zuschauer still und nachdenklich sitzen. Der Film führt mir etwas vor Augen, worüber ich schon lange nicht mehr nachgedacht habe: Auch Wasser ist eine endliche Ressource, die respektvoll behandelt werden möchte. Die Schönheit und Eindringlichkeit der Bilder und Worte wirken und klingen noch lange nach. Watermark ist ein vielseitiges, sehenswertes Gesamtkunstwerk!