My Big Fat Greek Wedding 3 – Familientreffen

Mehr als zwanzig Jahre ist es her, dass Toula und Ian sich das Ja-Wort gegeben haben. Da ist es höchste Zeit, dass sie nach mehr als zwanzig Jahren endlich auf Hochzeitsreise gehen. Passenderweise flattert die Einladung zum großen Familientreffen in Griechenland ins Haus. Das lässt sich Familie Portokalos nicht zweimal sagen. Alle ins Flugzeug und ab geht die Reise. Vielleicht ergibt sich unterwegs auch noch die Gelegenheit zu klären, ob nach Vater Gus’ Tod nun Toula oder Nick das Familienoberhaupt ist. Alte Bekannte treffen auf neue Gesichter und alles ist so chaotisch und doch voller Liebe wie schon in den ersten beiden Filmen.

Warum ist der Film perfekt für die momentane Situation? Er schneidet Probleme an, ohne sie plattzutreten oder herunterzuspielen. Er spricht sie liebevoll an, honoriert sie mit einem Kopfnicken oder Augenzwinkern – je nach Angemessenheit – und lässt sie ziehen, ohne ein Drama daraus zu machen. Wirkt der Film dadurch oberflächlich? Ja, manchmal schon. Aber es ist eine Wohlfühl-Komödie auf einer griechischen Insel und keine dramatische Fallstudie. Hier heißt es: Alltag aus, Genießermodus an.

Die Landschaft ist wie nicht anders zu erwarten traumhaft. Ich hatte auf jeden Fall Lust nach Griechenland aufzubrechen und die kleinen, eher unbekannten Inseln zu entdecken. Auch sonst sind die Kulissen wunderbar. Die Stimmung ist trotz kleiner Streitereien und mütterlichen oder tantlichen Seitenhieben entspannt und liebevoll. Familie Portokalos wie wir sie 2016 verlassen haben. Die charismatische und allseits optimistische Bürgermeister:in Victory, eine von den Neuen, hat es faustdick hinter den Ohren, aber gerade ihre naive Zuversicht macht sie zu einer liebenswerten Person.

“My Big Fat Greek Wedding 3” ist nicht DER Sommerblockbuster, keine herzzerreißende Liebesgeschichte oder ein intensives Drama. Es ist eine Komödie, die genau zu diesem Wetter passt. Sommerlich leicht und humorvoll, das Beste aus den letzten Sonnenstrahlen auskostend. Sie hat mich wie in einer warmen Umarmung zurückgelassen. Es ging nicht anders, als mit einem fetten Grinsen den Saal zu verlassen.

Rating: 3.5 out of 5.

Seit 7. September im Kino.

Titelbild: Copyright 2023 Focus Features, LLC.

Kino: Book Club 2 – Ein neues Kapitel

Wie habe ich mich auf diesen Film gefreut. Vier Mittsiebzigerinnen living their best life. Gotta love it? Oder nicht?!? Doch. ich bin hier voll auf meine Kosten gekommen und habe genau das bekommen, was ich erwartet habe. Witz, Charme, Freundschaft, Wärme, Humor. Schade nur, dass diesmal die Bücher nur eine kleine Rolle gespielt haben.

Was erwartet die vier Freundinnen dieses Mal? Der Buchclub konnte lange Zeit nur über Zoom stattfinden. Die Pandemie hat auch vor der Welt der Ladies nicht halt gemacht. Carols Restaurant musste schließen, ihr Mann Bruce hatte einen Herzinfarkt, Sharon ist in den Ruhestand getreten, eher unfreiwillig, Diane gewöhnt sich immer noch an ein Leben mit Mitchell, Vivian hat sich verlobt und sucht in New York nach der perfekten Kirche für die Hochzeit. Hochzeit? Hat jemand Hochzeit gesagt? Die vier Freundinnen beschließen, den Junggesellinnenabschied ein wenig extravaganter zu gestalten und die Braut nach Italien zu entführen.

Alle haben am Anfang irgendwelche Vorbehalte, aber aus mehr oder weniger plausible Gründen entscheiden sich am Ende alle dazu, dass sie nicht jünger werden und Vivian wohl nicht noch einmal heiraten wird. Die Damen machen sich auf nach Bella Italia, erst nach Rom, dann auf Empfehlung nach Venedig und zu guter Letzt landen sie in den Weinbergen der Toskana.

Dass die Kulissen dieses Films traumhaft sind, können sich alle vorstellen. Die Sehenswürdigkeiten Roms, die glitzernden Kanäle Venedigs und die grünen Hügel der Landschaft alle in kräftig sommerliche Farben getaucht. Fernweh vorprogrammiert. Definitiv einer der Gründe, warum mir die Komödie so gut gefallen hat. Sie ist leicht, sommerlich, hat mein Fernweh gefüttert und meine Fantasie angeregt. Tolle Küchen (ja, Orte), leckeres Essen unter Lichterketten im Garten oder Kaffeetrinken in einer kleinen verwinkelten Gasse mit Kopfsteinpflaster. Viel Kopfkino, das mir die nächsten Regentage versüßen wird.

Warum ich soviel über die landschaftlichen Gegebenheiten schreibe? Weil es neben dem Humor und dem Charme der vier Freundinnen die stärkste Komponente des Films ist. Das, was auf der Leinwand zu sehen ist, kann nur passieren, wenn man viel Geld hat und ein priviligiertes Leben führt. Dem sind sich die vier durchaus bewusst. Das macht die Geschichte aber in keinster Weise realistischer. Doch darum geht es gar nicht. Zu sehen sind vier Frauen, die vermeintlich ihre besten, schönen Jahre, in denen sie begehrenswert sind, hinter sich haben. Genau das feiern sie. Jede der vier ist so, wie sie ist. Da wird eine aktive Libido genauso angesprochen wie die ein oder andere Schönheitsoperation, ohne Scham, Schande oder Verurteilung. Und genau das, finde ich großartig. Vier gestandene Frauen, die sich und einander so lieben, wie sie sind.

Hätte ich den Film gerne im Original gesehen? Ja, auf jeden Fall. Ich glaube, dann hätte ich ihn noch besser gefunden. Fand ich ihn trotzdem toll? Jaaaa! Herzerwärmend und entspannend. Was will ich mehr? Gut, am Ende drückt die Geschichte ein wenig zu sehr auf die Vorhersehbardrüse. Aber das hat unter anderem mit der etwas holprigen Synchro zu tun. Für alle Booknerds, die gutes Essen, schöne Ästhetik und atemberaubende Landschaften genießen: Die sind hier genau richtig.

Fortsetzung zu „Book Club – Das Beste kommt noch“.

Rating: 3.5 out of 5.

Ab 11. Mai im Kino

Titelbild: Copyright 2023 FIFTH SEASON, LLC

Die harten Fakten:
Titel: Book Club 2 – Ein neues Kapitel Originaltitel: Book Club 2 – The next Chapter Originalsprache: Englisch Gesehen auf: Deutsch Regie: Bill Holderman Drehbuch: Erin Simms, Bill Holderman Schauspieler:innen: Diane Keaton, Jane Fonda, Candice Bergen, Mary Steenburgen, Andy Garcia, Don Johnson, Craig T. Nelson, u.a. Verleih: Universal Pictures Erschienen: Mai 2023 Genre: Komödie Länge: 108 Minuten

Kino: Ticket ins Paradies

Eine kurze Unterbrechung meiner Abwesenheit.

Es gibt Filme, die mir richtig gut tun, einfach, weil sie mich zum richtigen Zeitpunkt erwischen. “Ticket ins Paradies” ist so ein Film. Seit gefühlten Ewigkeiten habe ich es mal wieder zu einer Pressevorführung geschafft. Nach einem stressigen Tag, dem schon zwei stressige Tage vorausgingen, setze ich mich mit Drink und Popcorn in meinen Sessel. Zum einen fühlte ich mich sofort zu Hause, um anderen merkte ich, wie meine Verspannungen sich langsam lösten. Es war ein herrliches Gefühl. Zudem wusste ich, dass es ein Film mit Julia Roberts und George Clooney sein wird. Da konnte ja nichts schief gehen.

Und genau so war es. Julia Roberts, George Clooney, Bali, vorhersehbare Story, tolle Kulisse, türkises Meer, geiler Sonnenuntergang, zwei Stunden Berieselung. Ein bisschen RomCom, ein bisschen kitschig und ein klitzekleines bisschen Schauen in andere Kulturen. (Aber bloß nicht zuviel, das hätte anstrengend werden können). Wer etwas Anspruchsvolles sucht, ist definitiv im falschen Flieger. Wir haben schließlich ein Ticket ins Paradies gebucht. Aber es war für mich der perfekt Film zum richtigen Zeitpunkt. Was will ich mehr?

Seit 15. September 22 im Kino.

Titelbild: Copyright 2022 Universal Studios. All Rights Reserved.

Good-Bye (for now)

Ich habe diese Entscheidung sehr lange vor mir her geschoben, aber es ist Zeit, den Blog auf Eis zu legen. Nicht, weil ich es nicht liebe zu schreiben, schon gar nicht, weil ich satt aber zu lesen und Filme zu schauen. Ich werde immer irgendetwas bingen.

Doch in der zweiten Hälfte diesen Jahres ist mein Leben chaotischer und anstrengender geworden. Und es sind Dinge passiert, die ich so nie wollte, aber auch nicht vorhersehen konnte. Da war der Blog mehr Balast für mich als Freude. So soll es ja nicht sein.

Es ist Zeit, mich zu verabschieden. Wahrscheinlich nicht für immer. Doch in den nächsten Wochen und Monaten gibt es andere Dinge, auf die ich mich konzentrieren möchte. Wer weiß, was danach passiert…?!?

Ich wünsche euch allen ein wunderbares, gesundes, glückliches, entspanntes, neues Jahr! Lasst es euch gut gehen und macht mal was Verrücktes! Bis dann!

Filmreise-Challenge #70: Manifesto

Ich bin am Ende meiner Reise angekommen. Die letzte Aufgabe der Filmreise lautet: Schaue einen Experimentalfilm. Hierfür habe ich mir “Manifesto” von Regisseur Julian Rosefeldt ausgesucht.

Der Film setzt sich aus einem Prolog, elf verschiedenen Episoden und einem Epilog zusammen. In jedem Segment außer dem Prolog schlüpft Cate Blanchett in einen anderen Charakter, der eine bestimmte Kunstströmung verkörpert. Vielleicht verkörpert nicht jede Figur die für sie gedachte Strömung, aber sie steht zumindest für ein Sinnbild. So scheint es mir zumindest. In dem für sie gedachten Abschnitt gibt die Person das Manifest der jeweilgen Strömung wieder. Dabei werden Blanchett auch Worte von der Strömung zugehörigen Künstler:innen und zumindest repräsentative Figuren in den Mund gelegt. Ich muss zugeben, dass ich von manchem Strömungen vorher noch nie etwas gehört hatte, zum Beispiel Stridentism oder Vorticism. Manche Episoden sind an einem Stück zu sehen, andere sind auseinandergerissen und mit anderen verwoben. So ergibt sich kein zusammenhängender Spielfilm, sondern ein Ganzes, das sich aus Fragmenten zusammensetzt.

Ursprünglich war dieser Film eine multi-screen Filminstallation. Die Installation war zuerst von Dezember 2015 bis März 2016 im Australian Centre for Moving Image zu sehen. Dieser neunzigminütige Zusammenschnitt, den ich mir angeschaut habe, hatte auf dem Sundance Film Festival im Januar 2017 Premiere.

Cate Blanchetts schauspielerische Leistung in diesem Film ist großartig. Abgesehen von der Maske und den Kostümen, die ebenfalls hervorragendes leisten, hat Blanchett zwölf verschiedene Perönlichkeiten erschaffen, die alle ihre eigene Körpersprache, ihre eigene Gestik und Mimik, ihren eigenen Akzent und nicht zuletzt ihre ganz eigene Geschichte haben. Von einer Brokerin über eine Lehrerin bis hin zu einer Punkerin ist alles dabei. Eine wahre Meisterleistung, sowohl von ihr als auch von allen Beteiligten.

Ich maße mir nicht an zu sagen, dass ich den Film verstanden hätte. Dafür sind die Sätze zu komplex, die Aussage stellenweise philosophisch und gebühren tieferer Analyse und wahrscheinlich auch mehr Wissen als ich es habe. Ich glaube aber auch, dass dieses Werk nur funktioniert, wenn man es unvoreingenommen auf sich wirken lässt.

Die Sternewertung kommt von einer Person, die intuitiv wertet und bei weitem nicht alles verstanden hat, was sie gesehen hat.

Rating: 4 out of 5.

Titelbild: Copyright Barbara Schmidt

Filmreise-Challenge #21: Aguirre, der Zorn Gottes

Der nächste Stopp auf der Zeitreise der Filmreise-Challenge führt mich in den Dschungel von Peru. Die Aufgabe lautet: Schaue einen Film des Neuen deutschen Film der 1970er Jahre. Was mache ich da in Peru, wenn es doch der deutsche Film ist? “Aguirre, der Zorn Gottes” ist die filmische Zusammenarbeit von Regisseur Werner Herzog und dem Schauspieler Klaus Kinski.

Im Lexikon des Internationalen Films steht: „Ein vielschichtiger Abenteuerfilm über eine monströse Führerfigur, über Imperialismus, Größenwahn und Irrsinn, in einer beispielhaften Inszenierung, die um authentische Erzählweise bemüht ist. Der Stoff geht auf eine historische Chronik zurück und wurde an Originalschauplätzen verfilmt.“ (gelesen im deutschen Wikipedia Eintrag am 28.12.21)
Das hört sich in meinen Ohren bei weitem besser und spannender an, als das, was ich geschen habe. Ich fand den Film langweilig, wortkarg, elitär und überheblich – sowohl den Film als auch die Darstellung der Hauptcharaktere – und ich bin mir bis jetzt nicht sicher, ob dieser selbsternannte Abenteuerfilm sich selber ernst nimmt und das Gezeigte ernst meint. Das einzige, was am Anfang des Films gesagt wird, ist, dass er auf den Aufzeichnungen eines Mönchs beruht, der im 16. Jahrhundert an der Suche nach El Dorado teilgenommen hat. Ansonsten ist der Glorifizierung der Konquista nichts entgegengesetzt. Sollen die Zuschauer:innen sich durch das Dargestellte selber ein Bild machen, dass die Männer, die dort unterwegs waren vor Gier und Machtbesessenheit nur so strotzten und die Verbreitung des katholischen Glaubens der Umgang mit den Indios nicht rechtfertigt? Wenn dem so sein sollte: Ziel verfehlt.

Ich habe bisher nicht viel von Klaus Kinski gesehen. Sein Ruf eilte ihm voraus. Und mit was? Mit Recht! Die Ausschnitte, die ich bislang von ihm gesehen hatte, waren aus Interviews. Seitdem habe ich Angst vor diesem Mann. Seinem Egoismus, Egozentrismus, seinem Blick, seinem eigenen Größenwahn, seiner Wut und seinem Jähzorn. Dieser Mann ist brutal. Vielleicht nicht im Sinne von Schlägertyp, aber sicher im Sinne von mentale Brutalität gegenüber sich und anderen. Dieser Film hat mir gereicht. Mehr brauche ich nicht von seinem sogenannten Genie. Für mich ist er definitiv mehr Wahnsinn als Genie. Vielleicht ist er wirklich “der Zorn Gottes”. Dass im Film seine letzten Worte im Delirium sind, dass er seine eigene Tochter heiraten und mit ihr die reinste Dynastie gründen werde, die je die Erde gesehen habe, hat einen sehr schlechten Beigeschmack hinterlassen.

Die Landschaft ist total schön, aber ich kann weder der Story noch der schauspielerischen Leistung irgendetwas abgewinnen.

Rating: 1 out of 5.

Titelbild: Copyright Filmverl. d. Autoren

Filmreise-Challenge #20: Außer Atem

Die letzten Tage des Jahres sind angebrochen. Ich schaue mir die letzten Filme an, die ich auf meiner Filmreise noch nicht besucht habe. Die Aufgabe für heute lautet: Schau einen Film der europäischen Neuen Welle der 1960er Jahre. In “Außer Atem” aus dem Jahr 1960 bin ich mit Jean-Paul Belmondo und Jean Seberg nach Paris gereist. Ein Abstecher nach Marseille war am Anfang auch dabei, aber die Haupthandlung spielt in Paris. Der Film gilt als französischer Klassiker und gehört zur Nouvelle Vague (französisch für Neue Welle).

Ich kann sehen, dass der Film gut ist. Gutes Drehbuch (Jean-Luc Godard) , gute Regie (ebenfalls Jean-Luc Godard), gute Arbeit mit Licht. Und ich konnte auch ein paar Stilelemente erkennen, wie die Arbeit mit dem Spiegelbild oder der Einsatz einer Zeitung. Ich kann auch erkennen, dass Jean-Paul Belmondo und Jean Seberg gute Schauspieler:innen sind. Die Chemie vor der Kamera ist unumstritten da.

Die Geschichte ist sehr gut gemacht. Ich würde sie nicht unbedingt einen Krimi nennen, aber Michel gespielt von Jean-Paul Belmondo hat definitiv einen sehr kriminellen Charakter und scheint deswegen überhaupt kein schlechtes Gewissen zu haben. Er begeht direkt am Anfang des Films einen Mord an einem Polizisten, weswegen er den Rest der Zeit über gesucht wird. Irgendwie ist er also auf der Flucht, wenn auch eine sehr charmante und unaufgeregte Flucht. Außer Atem kommt er deswegen nicht.

Aber ist Michel liebenswürdig? Für mich nicht. Er ist ein Macho-A***h wie er im Buche steht. Blöde, sexistische Sprüche, Angegrabsche, Besitzansprüche Frauen gegenüber – ist das der Stereotyp Mann aus dieser Zeit? Oder ist er so, wie die Männer gerne wären? Dass die Frauen ihm zu Füßen liegen und er genau weiß, wie er mit ihr beziehungsweise ihnen spielen kann? Denkbar. Auch wenn er ein hübscher Kerl ist, die Persönlichkeit ist Mist. Schert sich nicht darum, irgendetwas zu bezahlen, weder Kaffee noch Zeitung noch Taxi. Damit meine ich nicht, Frauen einladen und nicht bezahlen. Ich meine generell. Alles scheinen die anderen Schuld zu sein. Ach, und übrigens: “Nein” heißt nein. Wenn sie die Nacht nicht mit dir verbringen will, hast du das zu akzeptieren und nicht noch dreimal nachzufragen, um sie dann doch herumzukriegen.

Patricia, die Amerikanierin in Paris, gespielt von Jean Seberg ist auch nicht besser: “Findest du mich schön?”, “Findest du mich hübscher als deine anderen Frauen?”, “Gefalle ich dir?”. Genau zu wissen, dass die Antwort “Ja!” ist, aber immer wieder nachfragen müssen, nervt gewaltig. Dass Patricia selbstbewusst ist, beweist sie spätestens am Ende des Films oder vielleicht auch nicht. Angst vor ihrerer Entscheidung und den Konsequenzen hat sie ja dann doch. Warum immer diese aufgesetzte Schwäche?

Wie wäre es, wenn dieser Film mit vertauschten Geschlechterrollen gedreht würde? Oder mit nicht-binären Charakteren… Wie gesagt, die dargestellte Story finde ich nicht schlecht, aber die Geschlechterklischees haben mich gestört.

Rating: 3 out of 5.

Titelbild: Copyright Studiokanal Deutschland

Kino: House of Gucci

Ich habe den Film vor einem Monat in der Pressevorführung gesehen. Der Grund, warum ich bisher nicht über den Film geschrieben habe, ist, dass ich mich sehr schwer mit ihm tue. Eine Freundschaft wird sich zwischen uns definitiv nicht entwickeln. Ich frage mich nur, ob das einfach an meinem persönlichen Geschmack liegt oder ob der Film wirklich so nichtssagend ist, wie ich ihn empfunden habe.

Ich habe mehrere “Probleme”:
Wir befinden uns in Italien, Mailand, um genau zu sein, Zentrum der Modewelt. Die Leute dort sprechen italiensich. Es ist aber ein US-amerikanischer Film und eine fiktionale Geschichte, die auf wahren Tatsachen beruht. Die Filmsprache ist also englisch. Mein Dilemma: Warum müssen die Schauspieler:innen Englisch mit einem italiensischen Akzent sprechen? Entweder sie sprechen Englisch miteinander oder Italienisch, aber Englisch mit Akzent ergibt für mich keinen Sinn. Besonders als dann eine Gruppe leicht krimineller Menschen aus dem arabischen Raum auftauchen und diese überhaupt keinen Akzent haben, wuchs mein Unverständnis. In meinem Umfeld bin ich aber die einzige, die dieses Problem hat. Deswegen ist es wahrscheinlich persönliche Präferenz oder persönliches Pech, wie man es nimmt. Aber auch wenn ich Lady Gagas Akzent tatsächlich am authentischsten von allen finde, ist es seltsam, dass es sie war, die ich stellenweise fast nicht verstanden habe. Und wenn es einheitliche Akzente gewesen wären, hätte ich mich vielleicht daran gewöhnt. Aber alle Protagonist:innen haben ihre eigene Aussprache. Ich schweife ab. Ich mochte es wirklich nicht.
Dann ist der Film mehr als zweieinhalb Stunden lang, aber ich habe mich nur selten unterhalten gefühlt. Ja, es gibt einen Geschichtsbogen, aber es wurde einfach nur erzählt. Ein Ereignis an das nächste gereiht. Mindestens eine halbe Stunde kürzer hätte gut getan.
Dass Jared Leto ein super Charakterdarsteller ist, hat er in vielen Filmen bereits unter Beweis gestellt. Dass er aber der einzige ist, der für die Rolle von Paolo Gucci denkbar ist, wage ich zu bezweifeln. So ist Leto bis zur Unkenntlichkeit unter dicker Maske und Fatsuit verborgen und musste jeden Tag mehrere Stunden in der Maske verbringen. Ja, er ist großartig, aber “sehen” kann man ihn nicht.

Es ist ein Film über Intrige, Habgier und Geld. Obwohl Gucci ein Modeimperium ist, geht es kaum um Kleidung, geschweige denn Mode. Davon habe ich sehr wenig gesehen. Und wenn dann eher, um sich über Paolo Guccis Ambitionen lustig zu machen. Der Name Gucci steht hier für Schlagzeilen und nicht für Mode. Ein Drama über das Leben in der High Society und nicht über die Karriere in einem renommierten Modehaus. Das tragische Schicksal eines reichen Erben und die Habgier und Eifersucht einer Ehefrau, die aus Kalkül und nicht aus Liebe geheiratet hat.

Das alles sind spannende Aspekte, aber die Umsetzung ist durchwachsen. Um es mit Anna Wollner und Tom Westerholts Worten zu sagen: Alle spielen es ironisch, nur Adam Driver hat das Memo nicht bekommen.

Rating: 3 out of 5.

Seit 2. Dezember im Kino.

Titelbild: Copyright 2021 Metro-Goldwyn-Mayer Pictures Inc. All Rights Reserved

5 Filme in 3 Minuten: Weihnachtsspecial (4)

Willkommen zur letzten Weihnachtsausgabe von “5 Filme in 3 Minuten”. Dieses Mal habe ich mir fünf Filme angesehen, die nicht direkt etwas mit Weihnachten zu tun haben, aber tradiotionell an Weihnachten geschaut werden oder deren Fokus nicht auf Weihnachten liegt. Ich habe für diese Ausgabe zwei Folgen von “Weihnachten werden Wohn(t)räume wahr” auf Netflix angeschaut und konnte nicht mehr weitergucken. Zu laut, zu bunt, zu sehr einfach alles. Wer auf Home Renovation Christmas Style steht und gerne laute, überschwengliche Menschen mag, ist da an der richtigen Adresse. Für mich war es nichts. Deswegen auch diese Woche keine neue Serienbesprechung, nur Filme.

Dieses Bild hat ein leeres alt-Attribut; sein Dateiname ist last-holiday.jpg.

Copyright: Paramount Pictures

Noch einmal Ferien

Titel: Noch einmal Ferien Originaltitel: Last Holiday Originalsprache: Englisch Gesehen auf: Englisch Regie: Wayne Wang SchauspielerInnen: Queen Latifah, LL Cool J, Gérard Depardieu, u.a. Verleih: Paramount Pictures Erschienen: März 2006 Genre: Drama, Komödie Länge: 112 Minuten

Queen Latifah und LL Cool J sind extrem süß (zusammen). Denen habe ich wirklich abgekauft, dass sie ineinander verknallt sind. Gérard Depardieu war noch nie mein Lieblingsschauspieler, aber als Chefkoch in einem Luxushotel macht er sich tatsächlich ganz gut. Nur der Fiesling war mir nicht fies genug. Was ich nur – wie so oft – zu bemängeln habe, ist, dass ich den Menschen nicht geglaubt habe, dass es, da wo sie sind, bei Schnee und Eis, wirklich kalt ist. Zu wenig Kleidung, zu wenig Atemwolken. Georgia bekommt gesagt, dass sie nur noch ein paar Wochen zu leben hat. Daraufhin nimmt sie ihre Ersparnisse und macht alles das, was sie schon immer machen wollte. Sie reist in ein Luxushotel in die Alpen und verbringt dort die verschneiten Feiertage. Sie kocht mit ihrem Lieblingskoch, störbert in Botiquen nach schönen Kleidern und lässt es sich rundum gut gehen. Das alleine macht natürlich noch keinen guten Film aus. Sie trifft in den Bergen auch noch auf ihren Erzfeind und versucht, ihm ein wenig Verstand und Anstand einzuhauchen. Und dann ist da noch die Liebe und der Sinn des Lebens. Auch wenn der Film in der Weihnachtszeit spielt, ist es keine Dramedy, die sich explizit um das Fest dreht. Es ist ein schöner Bonus. Die Story erzählt die Geschichte, was passiert, wenn alles egal bzw. alles offen ist. Irgendwie ist es ein Film über den Sinn des Lebens, aber auf eine nette Art und Weise.

3,5 von 5 Zimtsternen

Copyright 2016 Constantin Film Verleih GmbH

Office Christmas Party

Titel: Office Christmas Party Originaltitel: Office Christmas Party Originalsprache: Englisch Gesehen auf: Englisch Regie: Will Speck, Josh Gordon SchauspielerInnen: Jason Bateman, Olivia Munn, Jennifer Aniston, T.J. Miller, Kate McKinnon, u.a. Verleih: Constantin Filmverleih Erschienen: Dezember 2016 Genre: Komödie Länge: 106 Minuten

Warum habe ich diesen Film zur der letzten Ausgabe des diesjährigen Weihnachtsspecial hinzugefügt, wenn ich doch gesagt habe, dass ich hier die Filme besprechen möchte, die nicht unbedingt etwas mit Weihnachten zu tun haben? Hier steht Weihnachten doch explizit im Titel… Ja, das ist richtig. Aber nur während der Weihnachtssaison. Hä? Was? Wie bitte? Genau. Der Film hat je nach Jahreszeit einen anderen Titel. (Ob es wirklich strickt an Jahreszeiten gebunden ist, weiß ich nicht, aber so passt es besser in meine Argumentation.) Wenn ihr ihn unter diesem Namen also nicht finden könnt, probiert mal “Dirty Office Party”. Und ja, die Komödie ist schon ziemlich versaut. Was mir unheimlich gut gefallen hat, ist, wie hier die Scheinheiligkeit so überspitzt wird, dass sie nur komisch sein kann. Jegliche Klischees von Büroparties werden einmal durch den Kakao gezogen und zwar so hardcore, dass selbst ich es oft lustig fand. Natürlich ist das ganze noch an eine potenziell karriere-runinierende Prämisse gebunden. Die Schauspieler:innen sind super. Es muss so schwer gewesen sein, nicht zu lachen. Alles bunt, alles laut, alle besoffen oder stoned oder beides. Ist die Story glaubhaft? In keinster Weise. Aber sie macht Spaß. Den Film kann man sich wirklich jahreszeitenunabhängig anschauen. Besonders, wenn man von der Arbeit kommt und schlechte Laune hat.

3,5 von 5 Zimtsternen

Copyright 2015 Sony Pictures Releasing GmbH

Die Highligen Drei Könige

Titel: Die Highligen Drei Könige Originaltitel: The Night Before Originalsprache: Englisch Gesehen auf: Englisch Regie: Jonathan Levine SchauspielerInnen: Seth Rogen, Anthony Mackie, Joseph Gordon-Levitt, Jillian Bell, Miley Cyrus, Mindy Kaling, u.a. Verleih: Sony Pictures Germany Erschienen: November 2015 Genre: Komödie Länge: 101 Minuten

Dass ich keine Freundin von Drogen und Drogenkonsum bin, habe ich hier schon öfter durchblicken lassen. Umso mehr habe ich mich gewundert, dass ich diesen drogenglorifizierenden Film nicht abgrundtief kacke finde. Ich kann ihm tatsächlich recht viel abgewinnen und habe einige Male sogar gelacht. Als Seth Rogen alias Isaac auf Pilzen zugedröhnt mit einem lebensgroßen Krippenspiel spricht und dieses sogar antwortet, ist das schon amüsant. Ansonsten hat mich der Freundschaftsaspekt angesprochen. Das hat schon ein wenig was von Holiday-Spirit der anderen Art gehabt. Deswegen ist er auch in die Kategorie der unkonventionellen Weihnachtsfilme herein gerutscht. Bis auf die Deko und den Schnee würde der Film auch zu jeder anderen (Jahres-)Zeit funktionieren. Die Freundschaft zwischen Ethan, Isaac und Chris ist echt schön, eine richtige Bromance. Aber auch, die Frauenfiguren in dieser Komödie sind so entspannt und cool, einfach cool, dass sie dafür einen einen halben Zimtstern extra bekommen hat. Und noch einen halben Stern, weil Isaac ganz gelassen und ohne Neid über einen anderen Penis sprechen kann. Ob das wegen des Mollys oder der Pilze oder des Grases ist, sei dahin gestellt. Wer keine Ahnung hat, worum es in dem Film geht: Ethan, Isaac und Chris, alle Anfang Dreißig, sind Freunde seit der High School. Seitdem haben sie eine Tradition: Sie verbringen jedes Jahr Heiligabend miteinander. Dieses Jahr dürfen wir sie begleiten und es wird verrückt und wild und emotional.

3,5 von 5 Zimtsternen

Copyright: nicht mein Bild/Herzogfilmverleih

Sissi

Titel: Sissi Originaltitel: Sissi Originalsprache: Deutsch Gesehen auf: Deutsch Regie: Ernst Marischka SchauspielerInnen: Romy Schneider, Karlheinz Böhm, Magda Schneider, Uta Franz, u.a. Verleih: Herzog Filmverleih Erschienen: Dezember 1955 Genre: Drama, Romanze Länge: 102 Minuten

Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich mich ein wenig vor dem Film gedrückt habe. Und nun weiß ich auch warum: Heimatfilm, veraltete/stereotype Rollenbilder, Bewunderung von Werten, die ich nicht vertrete und Idealisierung von Personen. Im ersten Teil der Sissi-Filme (mehr habe ich nicht geschafft, konnte und wollte ich nicht) kommt kein Weihnachten vor. Draußen in den Bergen von Bayern und Österreich ist es warm und grün und angenehm. Prinzessin Sissi geht mit ihrem Vater und später Kaiser Franz auf die Jagd, aber natürlich nicht, um zu jagen, sondern, um die Tiere anzuschauen. Trotzdem habe ich von mehreren Menschen in meinem Umfeld gehört, dass die Sissi-Filme für sie zu Weihnachten dazu gehören. Bestimmt kommt Weihnachten in Teil zwei, drei oder vier noch vor. Vielleicht werde ich das erfahren, vielleicht auch nicht. Die Landschaft ist wunderbar. Die Kostüme sind krass. Ich hätte keine Lust in diesen Kleider herumzulaufen. Die waren bestimmt sehr schwer. Ich weiß nicht, wieviel Wahrheitsgehalt in dieser Verfilmung steckt. Sissi wird als eine Art Rebellin dargestellt und trotzdem benimmt sie sich so und tut sie am Ende das, was alle von ihr erwarten. Nur natürlich die Schwiegermutter nicht. Die kann Sissi am Ende immer noch nicht leiden. Was mich überrascht hat, ist, wie kurz der Film ist. Ich habe mit “Doktor Schiwago”-Ausmaßen gerechnet. Aber deswegen gibt es wahrscheinlich vier Teile. Ich verstehe nicht ganz, warum er unbedingt an Weihnachten geschaut wird, aber wahrscheinlich hat es etwas mit dem Heile-Welt-Gefühl und Nostalgie zu tun.

3,5 von 5 Zimtsternen

Copyright Paramount Pictures

Die Hüter des Lichts

Titel: Die Hüter des Lichts Originaltitel: Rise of the Guardians Originalsprache: Englisch Gesehen auf: Englisch Regie: Peter Ramsey Stimmen (Original): Alec Baldwin, Hugh Jackman, Isla Fisher, Jude Law, Chris Pine, u.a. Verleih: Paramount Pictures Germany Erschienen: November 2012 Genre: Animation Länge: 97 Minuten

Auch hier ist es wieder so, dass ich diesen Film vorher nicht als Weihnachtsfilm angesehen habe. Ja, der Weihnachtsmann spielt mit, aber da sind noch der Osterhase, die Zahnfee, der Sandmann und Jack Frost. Doch in den letzten Wochen habe ich öfter gehört, dass “Die Hüter des Lichts” ein Film ist, der für einige, leider wenige, zur Weihnachtszeit dazu gehört. Das finde ich super und es können gerne noch mehr sein. Ich liebe diesen Film. Animationsstil, Story, Charaktere, einfach alles an diesem Film ist magisch. Meine Lieblingsfigur? Mit Abstand Sandy, der Sandmann. So süß und knuddelig und expressiv. Ich mag auch den russischen Akzent des Weihnachtsmanns und Hugh Jackmans Verkörperung des Osterhasen. Wer hätte gedacht, dass der Osterhase in Australien seine Heimat hat? Im Film geht es darum, dass die fünf Beschützer der Kinder darum kämpfen, dass Kinder weiter an sie glauben. Es ist eine rasante Story, die an den richtigen Stellen auch einmal innehalten kann. Auch wenn es ein Kinderfilm ist, würde ich ihn für ganz kleine nicht empfehlen, weil der Boogeyman und seine Armee schon sehr furchteinflößend ist. Lieber noch ein wenig warten. Die Farben sind toll und die erschaffene Welt richtig schön. Neben dem Sandmann sind die Wichtel ein weiteres Highlight. Sie haben einen ganz individuellen Look, über den ich immer wieder schmunzle. Und sie sind eher naughty als nice. Ein rundum gelungenes Abenteuer.

5 von 5 Zimtsternen

Das war sie also. die letzte Ausgabe des Weihnachtsspecials aber auch von “5 Filme in 3 Minuten” für dieses Jahr. Ich hoffe, es hat euch gefallen. Vielleicht hat es ja einige inspieriert, den ein oder anderen Film zu schauen.

Danke fürs Lesen. Lasst es euch gut gehen, bleibt gesund und bis zum nächsten Mal.